die great bubble barrier
Quelle: https://thegreatbubblebarrier.com/en/

Die Great Bubble Barrier

- Plastikbeseitigung durch Luftblasen

Jedes Jahr landen schätzungsweise 8 Millionen Tonnen Plastik in den Meeren. Gut die Hälfte davon wurde durch Flüsse ins Meer transportiert. Gerade in großen Städten und Ballungszentren landen große Mengen an Müll in den Flüssen und Kanälen. Ein naheliegender Gedanke ist deshalb, das Plastik aufzuhalten, noch bevor es in die Meere gelangt. Doch mit großen Filtersystemen werden häufig die Schifffahrt und auch die Fische in ihrem Lebensraum behindert. Die Great Bubble Barrier bieten einen Lösungsansatz. Denn die Barriere besteht nicht aus festen Materialien, sondern lediglich aus Luftblasen.

1. Die Erfinder

Die Idee für die Great Bubble Barrier kam den drei Niederländerinnen Francis Zoet, Saskia Studer, Anne Marieke Eveleens buchstäblich bei einem Bierchen. Die drei Seglerinnen, die etwas gegen Plastik unternehmen wollten, wurden durch die aufsteigenden Blasen in dem kühlen Getränk inspiriert. Sie entwickelten ein erstes Pilotprojekt und gewannen mit ihrer Idee die Postcode-Lotterie Green Challenge, die mit einer halben Million Euro dotiert ist.

Zufälligerweise hatte der Hannoveraner Philip Ehrhorn zur gleichen Zeit eine ganz ähnliche Idee. Bei der Besichtigung einer Kläranlage im Rahmen seines Studiums (Bachelor Schiffs- und Meerestechnik) beobachtete er ein Klärbecken, in dem dem Abwasser Sauerstoff zugeführt wird. Als Nebeneffekt sammeln sich kleine Plastikteile in einer Ecke des Beckens. Die Idee diesen Effekt zur Plastikbekämpfung zu nutzen, nahm in Philips Bachelorarbeit Gestalt an. Durch einen Zufall erfuhr er kurze Zeit später von den drei Niederländerinnen und ihrer Idee, woraufhin sich die vier zusammenfanden.

Alle gaben ihre Jobs auf und gründeten gemeinsam in Amsterdam das Start-Up Great Bubble Barrier.

bubble barrier funktion
Quelle: https://thegreatbubblebarrier.com/en/

2. Die Funktionsweise der Bubble Barrier

Ein Schlauch mit Löchern wird auf dem Grund von Flüssen oder Kanälen verlegt. Mit Hilfe eines Kompressors wird Luft durch den Schlauch gepumpt, wodurch viele nach oben steigende Luftblasen entstehen. Dadurch bildet sich eine Wand aus Bläschen, die großes Plastik und auch Mikroplastik ab einer Größe von 1 Millimeter aufhält. Durch die Luftblasen entsteht außerdem eine Strömung, die das Plastik an die Wasseroberfläche treibt. Durch eine diagonale Ausrichtung der Great Bubble Barrier im Wasser, treibt das Plastik auf eine Seite des Ufers, wo es in speziellen Containern aufgefangen und regelmäßig geleert werden kann.

Die Funktionsweise basiert auf einer existierenden Technologie, die zum Beispiel angewandt wird, um die Ausbreitung von Öl im Wasser zu verhindern.

3. Die Entwicklung

Die Great Bubble Barrier hat ausführliche Testungen hinter sich. Nachdem das Team mit seiner Idee 2017 einen Wettbewerb gewann, bekam es die Chance ihr Konzept für mehrere Wochen im internationalen Versuchslabor der TU Delft zu testen und zu optimieren. Mit Hilfe dieser Messergebnisse konnte die Konstruktion hochskaliert werden, sodass Ende desselben Jahres eine 200 Meter lange Great Bubble Barrier für eine vierwöchige Testphase im Fluss IJssel in der niederländischen Stadt Kampen installiert wurde. Messungen ergaben, dass durchschnittlich 86% des organischen Testmaterials durch die Bubble Barrier aufgefangen wurden.

4. Vor- und Nachteile

Vorteile

Der entscheidende Vorteil der Great Bubble Barrier liegt in der Tatsache, dass sie Plastik aufhält, ohne die Schifffahrt oder Fische zu behindern. Darüber hinaus bringt sie noch weitere weniger offensichtliche Vorteile mit sich.

Die Luftblasen erhöhen den Sauerstoffgehalt im Wasser, was das Ökosystem positiv beeinflusst und der Bildung von toxischen Blaualgen vorbeugt. Darüber hinaus dämmen die Luftblasen den Geräuschpegel der Schifffahrt, sodass Fische und andere Lebewesen weniger beeinträchtigt werden.

Für den Betrieb der Anlage braucht es neben dem Schlauch lediglich einen Luftkompressor. Dieser passt in einen Kleiderschrankgroßen Container und ist somit problemlos ohne besondere Voraussetzungen aufstellbar. Die Pumpe kann im Anschluss rund um die Uhr betrieben werden. Lediglich zur Leerung der Behälter bedarf es Personal.

Das Team analysiert in den Anfangsphasen den aufgesammelten Plastikmüll. Dies lässt Rückschlüsse auf die Herkunft des Mülls zu, wogegen die Stadt gegebenenfalls direkt vorgehen und somit die Ursachen bekämpfen kann.

Die Vorteile noch einmal zusammengefasst sind also:

      • Aufhalten und Beseitigen von Plastik auf und im Wasser
      • Schiffe und Fische können ungehindert passieren
      • Keine besonderen Voraussetzungen notwendig
      • Vermutlich kostengünstig
      • Analyse des aufgefangenen Plastiks zur Ursachenbekämpfung
      • Kann 24/7 eingesetzt werden
      • Generiert Aufmerksamkeit

Nachteile

Die Nachteile der Great Bubble Barrier liegen hauptsächlich in der Tatsache, dass einige Faktoren noch nicht ausreichend erforscht sind. So ist zum Beispiel noch nicht klar, ob wirklich alle Fischarten und auch Larven die Barriere durchqueren können. Deshalb enthält jede Installation im Moment eine Fischpassage entweder unter dem Schlauch oder unter dem Auffangcontainer. Hier kann natürlich aber auch kleines Plastik und Mikroplastik ungehindert passieren.

Der größte Nachteil liegt darin, dass die Bubble Barrier Plastik, das komplett bis auf den Meeresboden abgesunken ist, leider nicht auffangen kann. Hier noch einmal alle Nachteile zusammengefasst.

      • Unklar, ob auch kleine Fischarten passieren können
      • Flüsse können evtl. nicht beliebig tief sein (im Moment bis 7 Meter)
      • Versunkenes Plastik, das auf dem Flussbett herumrollt, kann nicht eingefangen werden
      • Muss mit Stahl oder Beton am Boden fixiert werden
      • Schlauch besteht aus PVC
      • Luftkompressor benötigt Strom

5. Aktive Bubble Barriers im Einsatz

Im November 2019 wurde die erste permanente Great Bubble Barrier in Amsterdam eingeweiht. Sie hält dort Plastik vor dem Weitertransport in die Nordsee auf. Allein in Amsterdam sind wohl 6 weitere Bubble Barriers in Planung.

Auch die Stadt Hannover hat sich interessiert gezeigt, eine Bubble Barrier in ihrer Stadt zu installieren. Sie könnte als Vorbild für andere deutsche Städte fungieren.

6. Erhoffte Zukunftsentwicklung

Ziel der Entwickler ist die Great Bubble Barrier vor allem in vielen Urbanen und industriell geprägten Gewässern zu installieren, da dort der Zufluss an Müll erfahrungsgemäß besonders hoch ist. Dadurch kann die Zufuhr von Plastik in die Meere effektiv eingedämmt werden. Außerdem sollen Daten gesammelt werden und dadurch der Zulauf von Plastik in Flüssen und Gewässern auf verschiedene Faktoren hin analysiert werden können.

Auf lange Sicht werden Wege gesucht, das gefangene Plastik in die Supplychain miteinzugliedern. Man möchte das Projekt auch nach Asien bringen, da man dort viele Flüsse besonders stark verschmutzt sind.

7. Die Bubble Barrier in der Wasseraufbereitung

Aktuell führt das Bubble Barrier Team in Zusammenarbeit mit Trinkwasserunternehmen und Wasserforschungsinstituten Tests durch, um herauszufinden, ob die Bubble Barrier zur Mikroplastikbeseitigung aus dem Abwasser geeignet ist. Aufbereitetes Abwasser wird dazu durch die Great Bubble Barrier geleitet und der Mikropastikgehalt davor und danach gemessen. Man möchte verhindern, dass sich Mikroplastik anreichert und in die Flüsse und Seen gelangt, aus denen letztendlich unser Trinkwasser gewonnen wird.

8. Fazit

Die Great Bubble Barrier ist ein vielversprechendes Projekt für die Beseitigung von Plastik aus Flüssen und Kanälen. Es sind keine riesigen Konstruktionen notwendig und auch die Schifffahrt wird nicht beeinträchtigt, sodass es für Hafenbesitzer und Kommunalpolitiker wenige Gegenargumente gibt. Schade, dass es bisher nur eine aktive Installation des Projektes gibt. Es wäre wünschenswert, dass das Projekt noch mehr Aufmerksamkeit und vor allem mehr Verbreitung findet.

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