Welche Tüte ist die ökologischste

Plastik- oder Papiertüte? Tüten im Vergleich

Plastik- oder Papiertüte? Durch das große Angebot von Tüten kann man in der heutigen Zeit leicht den Überblick verlieren. Welche Tasche ist nachhaltig? Ist die Baumwolltasche die beste Wahl – oder doch lieber zur Papiertüte greifen? Ach, und da gab es ja auch noch Bio-Plastiktüten. Das wäre doch eine Zwischenlösung oder? 
Wir haben 6 unterschiedliche Tüten-Typen genauer unter die Luppe genommen. Doch zunächst einen kurzen Überblick über die Geschichte von Tüten. 

Geschichte der Tüte

Schon in der Steinzeit versuchten Menschen in gefalteten Blättern, Tierhörnern oder Tierblasen, schwer zu tragende Gegenstände, wie Körner, Nüsse, Samen oder breiförmige Mahlzeiten, zu transportieren. Diese Transportmethoden blieben lange Zeit unverändert.

Im Jahr 1750 gelang die Anfertigung der ersten „Tüten“ aus Altpapier. Diese konnte die genähte Tragetaschen ersetzen. Die erste industriell gefertigte Papiertüte wurde im Jahr 1853 durch den Papierfabrikanten Gumpert Bodenheim in Bad Sooden-Allendorf (Hessen) hergestellt. Papiertüten wurden vor allem zum Tragen von pulverförmigen Produkten (Chemikalien wie Soda und Düngemittel) und für den Samengroßhandel benutzt. Für die Produktion von Papiertüten, wie wir sie heute kennen, musste jedoch noch einige Zeit vergehen.

Im Jahr 1902 gelang dem Wiener Fabrikanten Max Schuschny die Herstellung von Papiertüten, die einen festen Boden sowie zwei Henkel besaßen. Der große Durchbruch ließ etwas auf sich warten, jedoch waren Papiertüten spätestens nach dem Ende des zweiten Weltkrieges förmlich überall. Doch der Erfolg hielt nicht lange an.

Der große Durchbruch

Aus trägerlosen Folienbeuteln aus Kunststoff, in denen Kartoffeln verkauft wurden, entstand in den USA die Idee für die Herstellung von Plastiktüten. Auch in Europa wurde mit dem Aufblühen von Wirtschaftswunder und Konsumleben nach einer industriell herstellbaren Kunststoff-Alternative zur herkömmlichen Papiertüte geforscht. Am 20. August 1960 behauptete William Hamilton aus Schweden das erste Patent für eine Plastiktüte erhalten zu haben. Doch die Idee liegt zu der Zeit in den Köpfen vieler Menschen, weshalb man für die Plastiktüte keinen eindeutigen Erfinder nennen kann. Das erste technische Patent für eine „Plastiktragetasche“ in Deutschland trägt das Datum 1. November 1960. Bald darauf, im Jahr 1961, gab das Kaufhaus Horten in Neuss (Nordrhein-Westfalen) die ersten Plastiktüten aus, die damals noch als „Hemdchentüten“ bezeichnet wurden, weil die Träger wie die eines Unterhemds aussahen. Von da an erlebten die Plastiktüten bis zur Ölkrise im Jahr 1973 einen ungebremsten Siegeszug, verdrängten die Papiertüte und waren im Sortiment jedes Kaufhauses und Supermarktes vorhanden.

Das Image bröckelt

Mit aufkommendem ökologischem Bewusstsein gerät die Plastiktüte immer mehr in die Kritik. Sie wird zum Symbol für Rohstoffvergeudung und Umweltverschmutzung. Die Durchsetzung eines kostenpflichtigen Verkaufs konnte jedoch ihre Beliebtheit nicht stoppen und der Konsum von Plastiktüten stellte einen Rekord nach dem anderen auf.

Einen kurzen Überblick über die heutigen Zahlen:

Plastiktüten in Deutschland verbrauch

Welche Tasche ist die nachhaltigste?

Im Folgenden untersuchen wir die heute meist genutzten Tüten auf ihre Umweltfreundlichkeit.

Die Kompostierbare Plastiktüte

Nachhaltige Taschen - Kompostierbare Plastiktüte

Zugegeben, der Begriff „kompostierbar“ hat es in sich. Der Verbraucher wird mit der scheinbaren Unbedenklichkeit der Tüte dazu animiert, diese zu kaufen. Tatsächlich aber geht es den Herstellern nur darum, Profit zu erzielen. Nach der EU-Norm wird eine Plastiktüte als kompostierbar bezeichnet, wenn diese nach drei Monaten zu 90 Prozent in Teile, die kleiner als 2 mm sind, zerfallen ist. Richtig, kleinere Teile. In Wahrheit bestehen kompostierbare Plastiktüten höchstens zu 30 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen, sind nicht recycelbar und gehören nicht in den Kompost. Die meisten Menschen lassen sich jedoch durch den Begriff täuschen, was zu einer Entsorgung der Tüten im Biomüll führt.

Durch aufwendige Methoden werden die „kompostierbaren“ Tüten (genau wie Plastiktüten) von der Biomasse getrennt und müssen anschließend verbrannt werden.

Besser als die Plastik- oder Papiertüte also? Nein! Ganz bestimmt nicht!

Die Plastiktüte

Eine Plastiktüte besteht aus thermoplastischen Kunststoffen wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP). Kunststofftüten zeichnen sich durch hohe Festigkeit und niedrige Herstellungskosten aus und sind wasser- und chemikalienbeständig. Für die Herstellung werden nur wenige Chemikalien und wenig Energie benötigt, wodurch sich die Abgasemissionen in Grenzen hält.

Kunststofftüten sind leicht und halten großen Belastungen stand. Für ihre Herstellung benötigt man 80 Milliliter Erdöl, das sind gute 8 Esslöffel.

Eine Plastiktüte wird im Durchschnitt 25 Minuten lang benutzt. In Ländern, in denen es keine Verwertungssysteme für Abfall und Wertstoffe gibt, gelangen die Plastiktüten nach ihrem Gebrauch unkontrolliert in die Umwelt. Der Zersetzungsprozess dauert je nach Kunststoffsorte und Ort Schätzungen zufolge hunderte bis tausende Jahre.

Die Bio-Plastiktüte

Die Vorsilbe „bio“ hat zwei Bedeutungen. Einmal kann sie für biobasiert stehen, d.h. hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Zuckerrüben oder Maniok. Oder „bio“ bezeichnet die Fähigkeit, dass der Kunststoff biologisch abgebaut werden kann.

Durch ihre rohstoff- und energieaufwendige Herstellung wird die Umwelt aber extrem belastet. Weiterhin handelt es sich bei Bio-Plastik-Tüten ebenfalls um ein Einwegprodukt, das nicht recycelt wird. In Kompostieranlagen können die Bio-Plastik-Tüten von herkömmlichen Plastiktüten schwer unterschieden werden, wodurch sie aussortiert und ebenfalls verbrannt werden.

Bio-Plastik-Tüten sind eine gute Zukunftsalternative, da die Ackerfläche als Kohlenstoffdioxidsenke genutzt werden kann. In der heutigen Zeit ist das System jedoch noch nicht gut ausgereift, weshalb man lieber die Finger von Bio-Plastik-Tüten lassen sollte.

Die Papiertüte

In Ökobilanzen schneiden Papiertüten nicht besser ab als konventionelle Plastiktüten. Für ihre Herstellung ist viel Wasser und Energie sowie der Einsatz vieler Chemikalien nötig. Um dieselbe Reißfestigkeit einer Plastiktüte zu erreichen, benötigt man sehr lange, sehr reißfeste Zellstofffasern und doppelt so viel Material. Ein weiteres Problem ist die Wiederverwendbarkeit, Papier ist eben nicht so reißfest und auch nicht wasserabweisend. Ob Papiertüten im Einzelfall besser oder schlechter sind als Tüten aus Kunststoff, hängt vom verwendeten Rohstoff (Altpapier, Recyclingkunststoff) und der Art der Entsorgung ab.

Die Baumwolltasche

Jutebeutel sind gefragt wie lange nicht mehr. Doch ist diese Tasche nachhaltig? Ökologischer als Plastik sind Jutebeutel nicht unbedingt. Es wird davon ausgegangen, dass eine Tasche aus konventioneller Baumwolle über Hundertmal so oft wie eine erdölbasierte Kunststofftüte genutzt werden muss, um die schlechtere Klimabilanz auszugleichen. Die starke Belastung der Umwelt entsteht durch den hohen Wasserverbrauch und intensiven Pestizideinsatz. Durch ihre starke Reißfestigkeit jedoch besitzt die Baumwolltasche eine höhere Lebensdauer und bei der Zersetzung wird kein Mikroplastik erzeugt.

Besser als die Plastik- oder Papiertüte also? Auch hier lautet die Antwort: Nein!

PET Recycling Tasche

recycling pet tasche

Taschen aus recyceltem Kunststoff werden aus gebrauchten Einweg-Flaschen hergestellt. Erst werden die Flaschen gewaschen, geschreddert und zu sogenannten Pellets auf eine einheitliche Größe zerkleinert. Damit später ein gleichmäßiges Garn entstehen kann, werden die kleinen PET-Körner geschmolzen. Nun kann ein Faden daraus entstehen, der auf eine Garnspindel aufgewickelt wird. Auf diese Weise wird kein zusätzlicher Abfall produziert und Ressourcen werden geschont. Weiterhin sind PET-Taschen sehr reißfest und können mehr als 200-mal benutzt werden. Hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs, ist die PET-Tasche nachhaltig, aber leider nicht biologisch abbaubar. 

Fazit zu "Plastik- oder Papiertüte?":

Nicht alles, was glänzt, ist Gold.
Derzeit werden Biokunststoffe von Einwegherstellern missbraucht, um Profit zu erwirtschaften. Lass dich von Worten wie Bio oder kompostierbar in diesem Zusammenhang nicht täuschen. Unser Ziel muss es sein, grundsätzlich auf Einwegtüten zu verzichten und im besten Fall überhaupt keine Tüten zu benutzen. Mit etwas gutem Willen fällt einem der Verzicht auf Tüten sehr leicht. Ich persönlich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal eine Tüte gekauft habe. Halte dich also am Besten an deinen Rucksack oder einen einzigen Jutebeutel, den du lange verwendest.

Die Frage „Plastik- oder Papiertüte“ beantworten wir also klar mit „Rücksack oder PET-Recycling-Tasche“. Falls es aber nicht anders geht, greift lieber zur Papiertüte!

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