papier recycling

Papier-Recycling

- Prozesse verstehen und richtig recyceln

Die Schrift legte vor Jahrhunderten den Grundstein für unser heutiges Wissen. Von Tontafeln über Papyrus bis hin zu Tierhäuten, gab es auf der ganzen Welt verschiedenste Materialien, die zum Beschreiben verwendet wurden. Heute schreiben, drucken und zeichnen wir auf Papier aus Holzfasern. Und das nicht nur einmal, denn aus Altpapier wird durch Recycling neues Papier. Aber wie funktioniert Papier Recycling überhaupt? Wie viel Altpapier steckt im Neupapier und welche Papiersorten gehören in die Altpapiertonne? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns in diesem Artikel.

1. Papierverbrauch und -recycling auf dem Vormarsch

Die Welt ist digital geworden. Statt Büchern Ebooks, statt Briefen Mails, statt Papierbergen PDFs. Der Papierverbrauch wird also immer weniger – oder? Der Schein trügt leider, denn laut des Verbandes Deutscher Papierfabriken ist der Papierverbrauch in Deutschland 1990 bis 2017 um rund ein Drittel gestiegen. Von 15,5 Mio. Tonnen im Jahr 1990, auf ca. 20,5 Mio. Tonnen im Jahr 2017. Ein beachtlicher Anstieg!
Gleichzeitig hat sich aber auch im Bereich des Recyclings einiges getan. Die folgende Grafik illustriert den Anteil an Rohstoffen in der deutschen Papierproduktion im Jahr 2014. Der Anteil an Altpapier war 2014 mit 63% noch geringer als 2017, wo er schon bei 75% lag. Trotzdem gibt die Grafik ein Gefühl für das Mischverhältnis an Rohstoffen. 

papier recycling grafik

Um Holz zu Papier zu verarbeiten, muss man es zunächst in seine einzelnen Fasern zerlegen. Zellstoff sind jene Fasern, die durch den Einsatz von Chemikalien aus frischem Holz gewonnen werden. Holzstoff wiederum entsteht durch die mechanische Zerkleinerung von Holz.
Der hohe Recycling-Anteil kann unglaublich viel Energie, Holz und Wasser einsparen. Aufs Ganze gesehen verbrauchen wir aber leider trotzdem nicht weniger Ressourcen, da wir durch die steigende Nachfrage an Papier mehr Energie verbrauchen als wir durch den höheren Recyclinganteil einsparen.

2. Recycling und Papierherstellung

Jeder von uns kennt die Blaue Tonne. Aber was passiert, nachdem das Papier abgeholt wurde? Zunächst wird das gesammelte Altpapier aufwendig in 65 verschiedene Altpapierarten sortiert. Das ist wichtig, da beispielsweise aus braunem Karton kein strahlend weißes Druckerpapier hergestellt werden kann. Anschließend werden Fremdkörper wie Tackernadeln, CDs oder Heftbeigaben entfernt. Daraufhin wird das Papier zerschreddert und in Wasser eingeweicht, sodass es sich in seine Fasern auflöst. Dieser Brei muss anschließend von Unreinheiten wie Druckertinte und Klebstoffen befreit werden. Der Reinigungsprozess erfolgt durch das sogenannte Deinkingverfahren. Dabei werden dem Gemisch Chemikalien wie Natronlauge und Fettsäuren zugesetzt. Dies löst die Fremdstoffe, die dann im Anschluss von der Wasseroberfläche abgeschöpft werden können.

Die beim Papierrecycling eingesetzten Chemikalien sind weniger umweltschädlich als jene, die zur Zellstoffgewinnung von Holz eingesetzt werden.

Zu guter Letzt wird der Brei gebleicht und kann dann zu neuem Papier verarbeitet werden. Je nach Qualität der Fasern und der gewünschten Papierart, werden noch Frischfasern hinzugefügt. Das Gemisch wird dann auf einem Sieb verteilt, das Wasser mechanisch herausgepresst und der Rest herausgedampft. Je nach Papierart wird das Papier anschließend durch Walzen geglättet.

3. Ist ein immerwährender Kreislauf möglich?

Die Antwort lautet im Moment leider NEIN. Grob gesagt, kann Papier fünf bis sieben Mal recycelt werden. Die Fasern verlieren mit der Zeit an Qualität, da sie kurz und brüchig werden, sodass sie irgendwann ohne Zugabe von Frischfasern kein Papier mehr bilden können.
Beim Recycling Prozess gehen wegen dieser Qualitätseinbußen und Verunreinigungen also Fasern verloren. Bei der Herstellung von Zeitungen und Wellpappe aus 100% Altpapier kann es zu bis zu 20% Rohstoffverlust kommen.

Braune Einkaufstüten sind fast nie aus Altpapier. Für die Reißfestigkeit nutzt man in der Regel lange Frischfasern oder chemisches Klebematerial, um die kürzeren Altpapierfasern zusammenzuhalten.

4. Der Vorteil von Recycling Papier

Altpapier ist ein Rohstoff für neues Papier. Im Vergleich zu Papier aus frischen Holzfasern benötigt Altpapier 60 Prozent weniger Energie und bis zu 70 Prozent weniger Wasser. Außerdem müssen natürlich weniger Bäume gefällt werden. Dies sind beachtliche Vorteile, die Recycling-Papier sehr attraktiv machen. Hier ein Beispiel: Wenn du 500 Blatt Recycling-Papier kaufst (ca. 2,5 Kilogramm), sparst du 5,5 kg Holz und 7,5 Kilowattstunden Energie im Vergleich zu Papier aus frischen Fasern. Das ist in etwas so viel wie 525 Tassen Kaffee.  

5. Der Nachteil von Recyclingpapier

Druckertinte, Klebstoffe oder Kassenbons enthalten verschiedene Chemikalien, die an den Papierfasern haften bleiben. Die Fasern werden zwar gereinigt, trotzdem gelangen unter anderem Rückstände von Bisphenol A von Kassenzetteln oder Mineralölbestandteilen von Druckertinte in das Recyclingpapier. Bei Kontakt mit Lebensmitteln, können diese Stoffe in unsere Nahrung übergehen, besonders bei fettigen Lebensmitteln ist das der Fall. Außerdem wird vermutet, dass die Stoffe zum Beispiel durch den Einsatz von Recycling-Toilettenpapier in unser Abwasser gelangen.

Seit Januar 2020 darf für Kassenbons und anderes Themopapier nur noch 0,02% Bisphenol A eingesetzt werden. Der Ersatzstoff Bisphenol S ist noch nicht ausreichend bewertet, steht aber auch im Verdacht gesundheitsschädlich zu sein. 

Die meisten Pizzakartons bestehen aus Altpapier. Der fettige Käse kann das darin enthaltene Bisphenol A besonders gut aufnehmen. Iss deine Pizza also lieber vor Ort.

6. Was gehört denn nun in die Papiertonne?

richtiges papier recycling

Papier, Pappe und Kataloge kannst du bedenkenlos in die Papiertonne werfen. Wegen der schon angesprochenen Problematik der Unreinheit von Altpapier, ist es besonders wichtig, Kassenzettel und Fahrscheine im Restmüll zu entsorgen, da sonst das enthaltene Bisphenol A oder S in unser neues Papier gelangt.

Eine Ausnahme sind hier blaue Kassenzettel, da sie umweltfreundlicher sind als herkömmliche Kassenbons. Ihr charakteristisches blaues Papier besteht aus recyceltem Material und ist frei von schädlichen Chemikalien. Durch den Einsatz dieses umweltfreundlichen Papiers werden wertvolle Ressourcen gespart und die Umweltbelastung reduziert. Darüber hinaus sind blaue Kassenzettel oft mit umweltfreundlicher Tinte bedruckt, die keine schädlichen Substanzen enthält. Deshalb kannst du die blauen Kassenbons auch im Papiermüll entsorgen!

Achte auch darauf kein nasses oder (z. B. mit Essensresten) verschmutztes Papier in der Papiertonne zu entsorgen. Befreie nach Möglichkeit das Papier von anderen Verpackungsmaterialen. Entferne zum Beispiel das Sichtfenster aus Briefumschlägen oder Backwarentüten und trenne die Papierummantelung von Bio-Joghurtbechern.

Ein genauer Blick ist bei mit Plastik oder Klebstoff beschichtetem Papier geboten. Das kann zum Beispiel bei Geschenkpapier zutreffen. Wenn du dir unsicher bist, reiße das Papier etwas ein. Entsteht eine faserige Risskante, kannst du es im Papiermüll entsorgen. Sollte hingegen eine Plastikschicht über dem Papier erkennbar sein, gebe es besser in die Restmülltonne. 

7. Papier vermeiden

Deutschland setzt Papier-Recycling in großen und effektiven Maßstäben um, doch gleichzeitig haben wir einen der höchsten Pro-Kopf-Verbrauche an Papier weltweit. Zum Vergleich: Deutschland verbraucht so viel Papier wie Afrika und Südamerika zusammen! 
Deshalb ist es wichtig, dass wir unseren Papierverbrauch reduzieren. Hier einige Vorschläge für den Alltag:

  • Nutze digitale Möglichkeiten: Verwende digitale Tickets. Lese außerdem jegliche Form von Texten oder Nachrichten auf deinem Laptop, statt sie auszudrucken. Dafür gibt es hilfreiche Programme, die Markierungen und eigene Notizen im Text ermöglichen.
  • Kaufe gebrauchte Bücher oder Ebooks
  • „Keine Tüte bitte“: Bitte den Bäcker, dir das Gebäck direkt auf die Hand zu geben oder bringe ein Stoffbeutelchen mit.
  • Nutze deine Post: Verwende die Rückseiten von Briefen als Schmierpapier. Öffne außerdem kaum bedruckte Umschläge vorsichtig und schenke ihnen ein zweites Leben.
  • „Keine Werbung bitte“: Bringe diesen Hinweis an deinem Briefkasten an und bestelle adressierte Werbung beim jeweiligen Absender ab.
  • Platz sparen: Bedrucke Papier beidseitig und drucke, wenn möglich mehrere Seiten auf ein Blatt Papier. Drucke oder schreibe Unwichtiges auf Schmierpapier.
  • Nutze Recycling Papier

8. Fazit

Papierrecycling spielt eine entscheidende Rolle für die Nachhaltigkeit und ist von großer Bedeutung. Es bietet zahlreiche Vorteile, darunter die Vermeidung der Abholzung vieler Bäume und die Einsparung von Energie und Wasser im Vergleich zur Herstellung von neuem Papier.

In Deutschland hat die Recycling-Technologie ein hohes Niveau erreicht, was ein positives Zeichen für den Umweltschutz ist. Dennoch reicht es nicht aus, die Recycling-Techniken zu verbessern, wenn gleichzeitig unser Papierverbrauch in hohem Maße ansteigt.

Eine drastische Reduzierung unseres Papierkonsums ist unerlässlich, und besonders am Arbeitsplatz gibt es zentrale Hebel, an denen wir ansetzen können. Die Digitalisierung bietet uns eine einzigartige Chance, unseren Papierverbrauch zu verringern, und wir müssen diese Chance erkennen und in allen Bereichen umsetzen.

Indem wir verstärkt digitale Kommunikations- und Arbeitsweisen implementieren, können wir den Einsatz von Papier deutlich reduzieren. Das bedeutet beispielsweise, weniger Ausdrucke zu machen, stattdessen elektronische Dokumente zu nutzen und die Archivierung digital voranzutreiben. 

Es liegt in unserer Verantwortung, unseren Papierkonsum bewusst zu steuern und nachhaltige Alternativen zu fördern. Indem wir auf eine effiziente Nutzung von Papier setzen und gleichzeitig die Vorteile der Digitalisierung nutzen, können wir einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leisten und die Ressourcenverschwendung reduzieren.

Quellen: 

https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/altpapier#textpart-5

Verband Deutscher Papierfabriken: Papiermachen vom Stoffauflauf zum Papier. Der Herstellungsprozess zum Aufklappen (Faltblatt) vdp

https://www.deutschlandfunk.de/giftstoffe-weichmacher-im-pizzakarton.697.de.html?dram:article_id=322474

https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/papierverbrauch/zahlen-und-fakten/

https://www.umweltbundesamt.de/themen/kassenbons-gehoeren-nicht-ins-altpapier

Stand: 24.01.2020

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