
Plastikmüll im Meer
Wie viel Plastik gelangt in die Meere? Ist ein Ausweg in Sicht?
Plastikmüll im Meer: Das Erscheinungsbild der atemberaubenden Flora und Fauna in den Meeren hat sich in den letzten 50 Jahren drastisch verändert, denn heutzutage findet man in jedem Quadratkilometer tausende Teile Plastikmüll. Seevögel sterben qualvoll durch Aufnahme verschiedener Plastikteile, Schildkröten halten Plastiktüten für Quallen und Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton. Überall auf der Welt häufen sich diese Bilder. Wir müssen an unserem Lebensstil etwas ändern, sonst droht die Situation zu eskalieren – mit unvorhersehbaren Folgen.
Wie viel Plastikmüll landet im Meer?
Im Artikel „Mikroplastik im Meer“ haben wir bereits erfahren, dass jährlich eine Kunststoffemission von 1,72 Millionen Tonnen Mikroplastik in die Weltmeere stattfindet. Zur gleichen Zeit gelangt aber weltweit vier bis fünf Mal mehr Makroplastik (am Gewicht gemessen) in die Ozeane. Hauptsächlich asiatische Länder, aber auch Afrika und Südamerika sind für diesen Zustand verantwortlich, allein China verursacht fast 30 Prozent dieser Kunststoffemissionen.

Unter so hohen Zahlen kann man sich die gravierende Lage schwer vorstellen. Aus diesem Grund habe ich für euch folgende Tabelle konstruiert. Sie repräsentiert eine Äquivalenz bezüglich der in die Ozeane gelangten Müllmassen und derselben Masse von Plastiktüten. Einfacher gesagt, sie verdeutlicht die Masse an Kunststoff, die jährlich pro Kopf ins Meer gelangt, umgerechnet in Plastiktüten. Die Rechnungen entstanden unter der Annahme, dass das Gewicht einer Plastiktüte 5 Gramm beträgt.

Misst man den jährlich in die Ozeane durchdringenden Kunststoff in Plastiktüten, so schmeißt jeder Mensch jährlich 274 Plastiktüten in die Meere. Davon sind 44 auf Mikroplastik und 230 auf Makroplastik zurückzuführen.
Die Lebensdauer eines kunststoffartigen Produktes ist von der Kunststoffart sowie den ihn umgebenden Klimabedingungen abhängig. Im Durchschnitt sind Kunststoffe aber sehr langlebig und können mehrere Hunderte von Jahre auf dem Ozean herumtreiben, denn sie sind nicht biologisch abbaubar. Durch physikalische und chemische Einflüsse werden sie immer kleiner, bis sie schließlich zu Mikroplastik und somit zum giftigen Nahrungsmittel für alle Meeresbewohner werden.
Plastik in der Tiefsee

In den Weltmeeren befinden sich unvorstellbare Mengen an Plastikmüll. Von riesigen Fischernetzen bis hin zu winzigen Plastikpartikeln aus Kosmetika und Pflegeprodukten, die mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Im Ozean befindet sich so praktisch alles, was unsere moderne Gesellschaft an Plastikprodukten hervorgebracht hat. Für uns ist nur der auf der Meeresoberfläche treibende Kunststoff sichtbar, jedoch treibt der größte Teil darunter – bis hinunter in die Tiefsee. In verschiedenen Regionen fanden Forscher bis zu sechs Mal mehr Plastik als Plankton. Diverse Expeditionen stellten fest, dass sich riesige Mengen Plastikmüll auf dem Meeresboden ablagern können. Dieser Kunststoff kann nicht mehr entfernt werden und wird dort für mehrere Hundert Jahre unsere Umwelt vergiften.
Der Weg des Plastikmülls ins Meer
Doch wie gelangt der ganze Müll in unsere Ozeane? Ein Großteil findet seinen Weg in die Meere durch Flüsse (mehr dazu im Beitrag: „Flüsse, die Freifahrt ins Meer“) , aber auch durch Abwasser, Wind, Gezeiten und Stürme gelangt viel Plastik in die Ozeane. Ebenfalls die Frachtschifffahrt und Kreuzfahrtschiffe tragen zu den steigenden Plastikmüllmengen im Meer bei, denn oft schmeißen diese, leider absichtlich, ihren ganzen Müll über Board. Außerdem werden alte oder kaputte Fischernetze ins Meer geworfen, anstatt diese Ordnungsgemäß zu entsorgen. An diesen Fischernetzen können sich Meereslebewesen wie Schildkröten, Fische oder Wale verfangen – Begegnungen, die meistens mit dem Tod enden.
Schon jetzt treiben ganze Müllberge auf dem Ozean herum, ganze Strände sind mit Plastikmüll überfüllt und tausende Tierarten mussten darunter leiden – eine Besserung ist nicht in Sicht. Was bedeutet das für uns? Plastik muss so oft wie möglich vermieden werden, damit solche Bilder auch in Zukunft erhalten bleiben.

Was können wir tun?
Es gibt einige Projekte, die den Plastikmüll im Meer den Kampf angesagt haben. Die meisten dieser Projekte entstanden aus Eigeninitiative, wie beispielsweise das Projekt „Pacific Garbage Screening„. Dieses von Marcela Hansch entwickelte Anlage soll die Meeresströmungen so beruhigen, dass Kunststoff an die Oberfläche aufsteigt und dort gesammelt werden kann. Ein weiteres Projekt Projekt namens „Seabin“ wurde von zwei australischen Surfern entwickelt und soll das auf der Wasseroberfläche liegende Plastik in ein Behälter einsaugen, wodurch es anschließend entfernt werden kann.
Das wohl bekannteste Projekt ist „The Ocean Cleanup„. Das Herz dieser Konstruktion besteht aus einer 600 Meter langen, rohrähnlichen bzw. schlauchähnlichen Konstruktion. Dieser mit Luft gefüllter Schlauch besitzt genug Auftrieb, um auf dem Wasser zu treiben. An ihm soll der Kunststoffmüll, der auf der Meeresoberfläche treibt, haften bleiben und ein späteres Aufsammeln ermöglichen.
Da sich bis jetzt keines dieser Projekte bewährt hat und somit wenig bis fast gar kein Plastik entfernt werden konnte, liegt es an uns dafür zu sorgen, dass so wenig Plastik wie möglich in die Umwelt gelangt!
Mehr zu Plastikmüll im Meer findest du hier.