
Quelle: Seabin Project, https://www.seabinproject.com/
Das Seabin Projekt
- Ein Projekt gegen Kunststoff an Häfen
„Wenn wir Mülleimer an Land haben können, warum haben wir sie nicht auch im Wasser?“ – Diesen so simplen wie genialen Einfall hatte der Schiffsbauer Andrew Turton, den er mit seinem Kollegen Pete Ceglinski in die Tat umsetzte. Die Idee hinter dem unscheinbaren grauen Eimer ging viral und legte mit erfolgreichem Crowdfunding den Grundstein für die weitere Entwicklung des Seabin Projects. Doch das ist erst der Anfang der Geschichte. Denn, was mit einem Prototypen auf Mallorca begann, fand seinen Weg in viele Häfen auf der ganzen Welt.
Im Gegensatz zu anderen Projekten, die Müllbeseitigung im Meer zum Ziel haben (wie z. B. Pacific Garbage Screening oder The Ocean Cleanup), wird das „Seabin Project“ nicht auf dem offenen Meer eingesetzt. Der auf dem Wasser treibende Eimer wird in Großhäfen installiert und saugt mit Hilfe einer Pumpe auf dem Wasser schwimmende Abfälle in seinen Sammelbehälter ein. Das Wasser wird zurück in das Gewässer gepumpt und der gesammelte Müll kann getrennt und recycelt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Seabin Erfinder: Wie alles begann...
Pete Ceglinski wurde mit Surfen, Angeln und Tauchen im australischen Meer groß. Seinen ersten Job als Produktdesiner für verschiedene Plastikprodukte kündigte Pete und begann mit dem Bau von Yachten, was er über 10 Jahre lang tat.
Andrew Turton, auch Turtle genannt (dt.: Schildkröte) war Matrose und Bootsbauer. Er verbrachte viele Jahre mit Segeln und dem Bereisen der Welt. 2013 schlossen sich die beiden zu einem Team zusammen und gründeten schließlich 2015 die „Seabin Pty Ldt“.
Pete hing 2014 seinen Job an den Nagel und steckte all seine Ersparnisse in die Renovierung einer alten Möbel-Restaurationsfabrik auf Mallorca, wo er mit einem Team das Seabin Project entwickelte und umsetzte.
2. Funktionsweise des Seabin Projekts
Sehen wir uns die Funktionsweise des Seabins genauer an. Der äußere Behälter des Eimers ist mit Luft gefüllt, sodass der Seabin auf dem Wasser treiben kann. Um sich an den schwankenden Wasserspiegel anpassen zu können, ist er an einer vertikalen Leiste montiert, die genügend Bewegungsfreiraum gewährleistet.
Die Anbringung des Seabins sollte an Stellen erfolgen, an denen durch Wind und Strömungen besonders viel Müll hineingelangen kann. Am Standort muss außerdem ein Stromanschluss vorhanden sein, um den Seabin in Betrieb nehmen zu können. Die dadurch betriebene Pumpe, pumpt 250.000 Liter Wasser pro Stunde durch den Seabin hindurch. Der auf dem Oberflächenwasser schwimmende Müll sowie Partikel ab einer Größe von 2 mm werden im Inneren von einem wasserdurchlässigen Beutel aufgefangen. Bis zu 4 Kilogramm Müll soll so pro Tag aus dem Wasser entfernt werden können. Ein zusätzlicher Ölfilter ist optional möglich.
Zwei Mal täglich muss der Seabin überprüft und je nach Bedarf geleert werden, denn der Beutel fasst zwar ganze 20 Liter, doch gelangen auch viele Pflanzenteile in den Seabin. Fische und andere Lebewesen halten für gewöhnlich genügend Abstand zu der Konstruktion, sodass sie nicht gefährdet werden. Sollte sich doch einmal ein Lebewesen in den Auffangbeutel verirren, kann es bei der nächsten Leerung unbeschadet zurück in die Freiheit entlassen werden.
Neben der täglichen Leerung muss der Seabin mindestens alle 6-8 Wochen gereinigt und regelmäßig gewartet werden.
3. Leistung
Der Seabin fängt laut Hersteller circa 4 kg Müll pro Tag ein, was auf das Jahr hochgerechnet stolze 1,4 Tonnen ergibt. Dazu gehören verschiedenste Plastikarten, einen großen Anteil machen zudem Zigarettenstummel aus. Die nebenstehende Infografik zeigt, basierend auf Angaben des Herstellers, welche Leistung der Seabin in einem Jahr erbringen kann. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine Schätzung. Dies war der Abbildung des Seabin Project leider nicht zu entnehmen. Generell wirken die Zahlenangaben auf der

Website uneinheitlich und sehr verwirrend. Es wird nicht ersichtlich, ob sie durch Studien, Hochrechnungen oder Schätzungen zu Stande kommen oder einfach nur Wunschdenken sind. Auf Nachfrage erhielten wir leider keine Antwort.
Der Seabin fängt laut Hersteller circa 4 kg Müll pro Tag ein, was auf das Jahr hochgerechnet stolze 1,4 Tonnen ergibt. Dazu gehören verschiedenste Plastikarten, aber am meisten werden Zigarettenstummel gefangen. Die nebenstehende Infografik zeigt, basierend auf Angaben des Herstellers, welche Leistung der Seabin in einem Jahr erbringen kann. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine Schätzung. Dies war der Abbildung des Seabin Project leider nicht zu entnehmen. Generell wirken die Zahlenangaben auf der Website uneinheitlich und sehr verwirrend. Außerdem wird nicht ersichtlich, ob sie durch Studien, Hochrechnungen oder Schätzungen zu Stande kommen oder einfach nur Wunschdenken sind.
4. Vor- und Nachteile des Seabins
Vorteile
- entfernt Plastik in Hafennähe
- entfernt zudem Mikroplastik ab einer Größe von 2 Millimetern
- ein zusätzlicher Ölfilter ist möglich
- Mit einem Kaufpreis von ca. 3.300 € pro Stück für Häfen kaufbar und je nach finanzieller Lage erschwinglich
- 24/7 im Einsatz
- Betrieb durch Solar möglich
- Montage und Betrieb ohne Fachwissen möglich
- regt die Menschen an den Häfen zum Nachdenken an
Nachteile
- Nur an Orten ohne Wellen bzw. starke Strömungen einsetzbar
- Geringe Reichweite, wodurch es auf die Hilfe der Strömung, zum Transport der auf der Oberfläche schwimmenden Plastikteile angewiesen ist (siehe Bild unten)

Quelle: Seabin Project, https://www.seabinproject.com/
- Nur für Kunststoff auf der Wasseroberfläche gedacht und nicht für tiefer gelegenes
- Kontinuierlicher Energieverbrauch, damit zusätzliche Kosten (ca. 320€ pro Jahr)
- Nur für wohlhabende Gegenden erschwinglich
- Muss alle 6-8 Wochen gesäubert und regelmäßig gewartet werden
- Schlechtere Saugfähigkeit mit zunehmendem Müll im Behälter denkbar
- Durch zu starken Sog könnte eine Gefahr für Tiere entstehen
5. Kritik bleibt nicht aus
Auch wenn die Erfinder des Seabin zweifelsfrei ehrbare Ziele verfolgen, bleibt auch bei diesem Projekt die Kritik nicht aus. Kritiker sehen hinter dem Hype eine bloße „Spielerei“. Denn im Vergleich zu anderen Großprojekten, wie „The Ocean Cleanup“ und „Pacific Garbage Screening“ sowie in Anbetracht der gewaltigen Mengen an Plastik in unseren Meeren und Gewässern, ist die Leistung eines einzelnen Seabin, ein ernüchternd kleiner Tropfen auf den heißen Stein. Und es stimmt, dass selbst eine gewaltige Verbreitung des Seabin auf der ganzen Welt unser Plastikproblem nicht lösen würde.
Zum Vergleich: Ein Seabin fängt bis zu 4 kg Plastik am Tag. Der in Flüssen eingesetzte Ocean Cleanup Interceptor hingegen 50.000 kg am Tag.
Nichtsdestotrotz ist das Seabin Project ein guter Anfang und kann seinen Teil zum großen Ganzen beitragen.
Darüber hinaus wird kritisiert, dass mit dem Seabin Plastik durch Plastik bekämpft wird. Hier muss man dem Team des Seabin Project jedoch zu Gute halten, dass sie daran arbeiten, zumindest Teile des Seabin in Zukunft aus recycelten Fischernetzen herzustellen. Zudem stellen die vielen Kilos und Tonnen an Plastik, die er im Laufe der Jahre aus dem Meer filtert, in meinen Augen einen legitimen Ausgleich dar.
6. Unser Fazit zum Seabin Projekt
Der Seabin ist eine vergleichsweise günstige Möglichkeit, um im kleinen Maßstab Plastik aus Meeren und Gewässern zu entfernen. Durch den für wohlhabendere Menschen bezahlbaren Kaufpreis, kann sich der „Seabin“ vermutlich gut verbreiten. An Gewässern, Häfen und Seen wird er andere Menschen außerdem zum Nachdenken anregen und so als Nebeneffekt nachhaltigen Diskurs unterstützen.
Leider verursacht der Seabin durch seinen Energieverbrauch nach der Anschaffung weitere laufende Kosten. Jährlich verbraucht er nach Angaben des Herstellers ungefähr 320 Euro an elektrischem Strom. Auf zehn Jahre gesehen macht das einen Verbrauch von 3200 Euro, dabei sind Wartungen und Reparaturen nicht miteinkalkuliert. Um diese durchzuführen und die zweimal tägliche Entleerung sowie die Sortierung des Inhalts vorzunehmen, braucht es außerdem Zeit bzw. eine Arbeitskraft. Zudem ist es denkbar, dass der Sog des Seabins mit zunehmender Müllbelastung abnimmt, was eine geringere Anziehung des Mülls zu Folge hat. Denn fällt eine Plastiktüte in den Seabin, wird dieser zum Teil verstopft. Ein stärkerer Sog hingegen könnte zu einer Gefahr für Tiere werden.
Das Seabin Project bietet in seinen Grundzügen viel Potenzial, bringt aber noch eine Vielzahl an Nachteilen mit sich. Ein standardmäßiger Solarbetrieb der Pumpe wäre zum Beispiel durchaus sinnvoll, da nur so der Betrieb durch eine erneuerbare Energie vollständige gewährleistet ist. Die Erhöhung des Preises durch diese Maßnahme könnte allerdings ein Grund dafür sein, dass der Solarbetrieb bisher nur eine Zusatzoption ist.
7. Zukunftsausblick
Aktuell arbeitet das Team daran den aus Plastik bestehenden Auffangbeutel in Zukunft aus recycelten Fischernetzen herzustellen. Auch will das Team bis 2027 einen Offshore Betrieb des Seabin ermöglichen. Zudem hat es Open Source Bildungsinhalte für Schulen und Interessierte bereitgestellt. Wir sind gespannt, wie es mit dem Seabin weitergeht!
Stand: 05.03.2020