
Was ist Mikroplastik?
Mikroplastik - Die unsichtbare Gefahr
Definition: Was ist Mikroplastik?
Als Mikroplastik bezeichnet man Kunststoffpartikel, die kleiner als 5 mm sind. Aufgrund ihrer geringen Größe sind sie oft für den Menschen nur unter dem Mikroskop erkennbar. Diese Größe sorgt ebenfalls dafür, dass eine Beseitigung der in der Natur vorkommenden Partikel nicht nur erschwert, sondern für nicht realisierbar gehalten wird.
Mikroplastik wird in primäres und sekundäres Mikroplastik unterteilt. Als primäres Mikroplastik bezeichnet man kleine Plastikpartikel, die zu Gebrauchszwecken von der Menschheit produziert werden. Diese sind beispielsweise in Kosmetika enthalten, entstehen durch den Abrieb von Reifen oder werden beim Waschen von Kleidungsstücken frei. Sekundäres Mikroplastik hingegen entstehen durch den Zerfall größerer Kunststoffprodukte aufgrund von physikalischen, chemischen oder biologischen Prozessen.
Die Entstehung
„Sie brauchen neue Winterreifen!“
„Meine Sohlen sind eingelaufen.“
„Schöner Kunstrasen.“
Dir kommen diese Sätze bekannt vor? Dann wird dir gerade wahrscheinlich bewusst, welchen Anteil du an der Entstehung von Mikroplastik leistet.
Mikroplastik begegnet uns alltäglich
Beim Bremsen und Beschleunigen von Autos, Motorrädern oder Fahrrädern lösen sich aufgrund mechanischer Vorgänge kleine Kunststoffpartikel von den Reifen ab, die anschließend durch den Regen in die Kanalisation und in die Umwelt gelangen. Durch das alltägliche Gehen verlieren unsere aus Kunststoff angefertigten Schuhsohlen aufgrund von Reibung Material, das auf gleiche Art und Weise in die Umwelt gelangt. Textilien und Kleidungsstücke hinterlassen bei jedem Waschgang Plastikpartikel, die anschließend ins Abwasser gelangen.
Studien - Mikroplastik-Emissionen
Eine Studie der Universität Plymouth im Jahr 2016 fand dabei heraus, dass sich durch Zugabe von Weichspüler der Anteil an Abrissfasern beim Waschen erhöht. Eine weitere Studie besagt, dass im Abwasser von Waschmaschinen bis zu 1900 kleinste Kunststoffteilchen pro Waschgang gefunden werden. In Kosmetikartikeln wie Duschgel, Shampoo, Seife, Creme, Peeling und Lotion setzen viele Hersteller Mikroplastik ein, dieses wird beispielsweise als Schleifmittel beim Peeling oder als Plastikschirm beim Shampoo benutzt. Manche dieser Produkte enthalten bis zu 10 Prozent Mikroplastik. Fußballplätze aus Kunstrasen sind praktisch und angenehm für die Spieler. Jedoch landet das Kunststoffgranulat zunächst in den Flüssen und später tonnenweise im Meer.
Zahlen zur Mikroplastik-Emission
Der überwiegende Teil des primären Mikroplastiks (98%) wird durch Aktivitäten an Land verursacht. Dem Fraunhofer Institut zufolge stammt der größte Teil dieser Partikel aus dem Abrieb von Reifen, Emissionen bei der Abfallentsorgung, Abrieb von Polymeren und Bitumen in Asphalt, Pelletverluste, Verwehungen von Sport und Spielplätzen, Freisetzung auf Baustellen, Abrieb von Schuhsohlen, Kunststoffverpackungen und Fahrbahnmarkierungen sowie bei der Textilwäsche.
Aus 74 potentiell relevanten Quellen für primäres Mikroplastik wurden bislang 51 quantifiziert. In der nächsten Abbildung wird deutlich, dass die häufig in den deutschen Medien präsenten Quellen wie Kosmetik und Textilwäsche bei weitem nicht die größten Verursacher sind.

Die berechneten Quellen ergeben aufsummiert Emissionen von 237,5 Kilotonnen pro Jahr. Durch die Annahme, dass 75 Prozent der Gesamtemissionen an Mikroplastik in den oben aufgelisteten Bereichen erfasst wurden, kommt man so auf eine jährliche Mikroplastikemission von gerundet 320 Kilotonnen in Deutschland. Der Abrieb von Reifen (Pkw, Lkw, Skateboards, Fahrräder und Motorräder) macht dabei fast ein Drittel aus. Eine Tatsache, die uns aufgrund des hohen Stellenwerts der Automobilindustrie gerne verschwiegen wird.
Was ist Mirkoplastik: Thermoplast, Duroplast oder Elastomer?
Autoreifen werden aus Elastomeren herstellt. Kein Wunder, dass Elastomere mit 49 Prozent den stärksten Anteil am in Deutschland emittierten, primären Mikroplastik ausmachen, gefolgt von Thermoplasten mit 38 Prozent und Duroplaste mit 13 Prozent. Dieser Sachverhalt ist in der folgenden Illustration abgebildet. Mehr über die verschiedenen Plastikarten kannst du hier nachlesen.

Gewerbe, Konsum & Infrastruktur?
Eine Aufgliederung in drei große Bereiche zeigt, dass die direkten Emissionen aus dem produzierenden Gewerbe (14%) deutlich hinter den Emissionen aus privatem Konsum und gewerblichen Endanwendern (24%) liegen. Das Hauptaugenmerk muss allerdings bei primärem Mikroplastik auf den Bereich „Verkehr, Infrastruktur und Gebäude“ gelegt werden, welcher 62 Prozent der Emissionen verantwortet.

Mikro- und Makroplastik im Vergleich
Mikroplastik ist zwar klein, aber nicht zu unterschätzen. Die geringe Größe erschwert ein Aufsammeln, geschweige denn die Verwertung. Es gibt zwar Versuche, mit Hilfe von Filtern im Abwasser oder Waschmaschinen das Durchdringen der Partikel in die Natur zu verhindern, diese haben sich aber wirtschaftlich noch nicht durchsetzen können. Aufgrund des ungehinderten Durchdringens in die Natur war Mikroplastik im Jahr 2018 für fast Dreiviertel der Kunststoffemissionen in Deutschland verantwortlich.

Dem, was jedem offensichtlich ist, steht also eine etwa dreimal größere Menge gegenüber, die zum Teil nur unter dem Mikroskop sichtbar wird.
Wie du Mikroplastik im Alltag vermeiden kannst, erfährst hier.
Quelle: Fraunhofer Institut.